Langener Waldpost 12: Historische Waldnutzung – Waldglashütten

28.09.2021

In früheren Jahren gab es bereits die „Langener Waldpost“ mit spannenden Informationen aus dem Forstamt Langen. Diese schöne Tradition der Wissensvermittlung greifen wir in digitaler Form wieder auf. Deshalb finden Sie hier in lockerer Reihenfolge Beiträge zu unterschiedlichen Themen rund um unseren Wald.

Historische Waldnutzung – Waldglashütten

Glashütten galten als “holzfressendes Gewerbe” zur Herstellung von 1 kg Glas wurde 1 m³ Holz benötigt! Der Verbrauch einer Glashütte lag bei etwa 3000 m³ pro Jahr, bevorzugt Buchen- und Fichtenholz. Wenn die Holzvorräte der Umgebung erschöpft waren, wanderten die Hütten weiter und hinterließen verwüstete Wälder.

Der Hauptanteil des Holzes (80–85 %) diente zur Herstellung von Pottasche als “Flussmittel” für die Glasschmelze. Aber auch als Brennstoff für die Glasschmelze und -verarbeitung war Holz notwendig. “Waldglas” war i.d.R. grün und blasig. Die spezielle Mischung und Technik zur Glasherstellung war oft ein Geheimnis, das nur innerhalb der Familie weitergegeben wurde. Glasmacher heirateten fast ausschließlich untereinander. Rechtlich gesehen waren sie frei inmitten einer leibeigenen bäuerlichen Bevölkerung, was ihnen oft den Neid der bäuerlichen Seite einbrachte.

Der enorme Holzbedarf der Glashütten für Pottasche ging im 19. Jahrhundert durch chemisch hergestelltes Kaliumcarbonat schlagartig zurück.

Quelle: Forstmuseum „Alte Fasanerie“, Klein-Auheim

Langener Waldpost 11: „Stark wie ein Baum“ – ein Hainbuchenmärchen

05.05.2021

In früheren Jahren gab es bereits die „Langener Waldpost“ mit spannenden Informationen aus dem Forstamt Langen. Diese schöne Tradition der Wissensvermittlung greifen wir in digitaler Form wieder auf. Deshalb finden Sie hier in lockerer Reihenfolge Beiträge zu unterschiedlichen Themen rund um unseren Wald.

„Stark wie ein Baum“ – ein Hainbuchenmärchen

In einem schönen Wald, da lebten einmal zwei Bäume zufrieden nebeneinander – eine mächtige Eiche und eine kleine Hainbuche. Die Eiche war sehr dick und ihr Kronendach so groß, dass zu ihrer kleinen Nachbarin nur wenige Sonnenstrahlen durchdrangen. Aber die Hainbuche störte sich nicht daran. Sie fühlte sich wohl im Schatten der Eiche und wurde von ihr gut beschützt.

So lebten beide friedlich zusammen und genossen die immer wiederkehrenden Jahreszeiten. Der Winter bedeckte sie mit einem weichen Mantel aus Schnee, im Frühling zogen die Vögel im Schutz ihrer Baumkronen ihre Jungen auf, die Kraft des Sommers ließ auch ihre Kraft wachsen, und im Herbst kitzelten die Waldtiere bei der Suche nach schmackhaften Baumfrüchten ihre Wurzeln.

Foto: I. Husermann / HessenForst

Lange hätte es so bleiben können, aber eines Tages schlich sich ein Störenfried in ihre Gemeinschaft. Mit den Jahren war eine Efeupflanze herangewachsen, die auf der Suche nach Sonnenlicht die große Eiche ausgewählt hatte, um sich an ihr empor zu schlängeln. Bis in die Spitze des Baumes war sie schon gewachsen und nahm dort immer mehr Platz und Licht ein. Die Eiche aber, die viel Sonne braucht, litt zunehmend unter der ungebetenen Mitbewohnerin und klagte der Hainbuche ihr Leid. Da war guter Rat teuer, denn freiwillig wollte der Efeu den Platz an der Sonne nicht mehr verlassen.

Foto: I. Husermann / HessenForst

Die Hainbuche aber hatte der Eiche viel zu verdanken – wie oft schon hatte diese sie bei Unwettern und Stürmen beschützt! Nun war es an ihr, der Freundin zu helfen und sie nicht dem Klammergriff des Efeus zu überlassen. So kam es, dass sich die Hainbuche an die merkwürdigen, sägeähnlichen Ränder ihrer Blätter erinnerte. Nun endlich wusste sie, was sie damit anfangen konnte! Sogleich begann sie mit der Arbeit und sägte die Efeustängel, die an der Eiche emporwuchsen, durch. Das war ein hartes Stück Arbeit, denn der Efeu hatte mittlerweile viele Triebe und hielt den Eichenstamm damit fest im Griff.

Foto: I. Husermann / HessenForst

Die Hainbuche aber sägte unermüdlich, Tag und Nacht, um ihre Freundin zu befreien. Je länger sie sägte, desto stärker wurde sie, und zuletzt ging ihr die Arbeit immer leichter von der Hand, oder besser gesagt, vom Blatt. Schließlich hatte sie alle Efeustängel durchtrennt, und die Eiche konnte endlich wieder aufatmen. Die Hainbuche aber war durch das anstrengende Sägen so stark geworden, dass ihr Stamm aussah, als stecke er voller Muskeln. Dieses Aussehen hat sie bis heute behalten.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann sind Hainbuche und Eiche noch immer die besten Freundinnen!

Langener Waldpost 10: Rezept des Monats

10.03.2021

In früheren Jahren gab es bereits die „Langener Waldpost“ mit spannenden Informationen aus dem Forstamt Langen. Diese schöne Tradition der Wissensvermittlung greifen wir in digitaler Form wieder auf. Deshalb finden Sie hier in lockerer Reihenfolge Beiträge zu unterschiedlichen Themen rund um unseren Wald.

Rezept des Monats März: Früchte-Cocktail mit Scharbockskraut (alkoholfrei)

Das Scharbockskraut ist eine der ersten Pflanzen, die uns bereits zum Winterende mit herzförmigen Blättern und bald darauf mit leuchtend gelben Blütensternchen bezaubern. In der Schweiz nennt man die Pflanze auch „Glitzerli“, weil ihre Blüte wie lackiert glänzt. Die Kraft für den schnellen Start bezieht das Scharbockskraut aus energiereichen Speicherknöllchen an den Wurzeln. Doch schon vor dem Beginn des Sommers zieht sich die Pflanze wieder zurück. Bis dahin sind die neuen Wurzelknöllchen fertig ausgebildet. Die oberirdischen Pflanzenteile beginnen sich gelb zu verfärben und verwelken dann.

Das Erwachen dieser Frühlingspflanze tut aber nicht nur unserer Seele gut. Die Blätter der Pflanze enthalten sehr viel Vitamin C! Scharbockskraut gehörte deshalb früher zum wichtigen Reiseproviant von Seefahrern, die oft kein frisches Gemüse und Obst zur Verfügung hatten. So wirkten sie „Skorbut“ entgegen, einer Vitamin-C-Mangelkrankheit, die die Seefahrer auf ihren langen Reisen bedrohte. Der Name der Pflanze bezieht sich übrigens auf die alte Bezeichnung „Scharbock“ für diese Krankheit.

Auch wenn unsere Vitamin-C-Versorgung heute deutlich besser ist, können wir doch noch von diesem gesunden Kraut profitieren. Neben Vitaminen bereichert es unser Essen mit einem leicht scharfen Geschmack. Doch Vorsicht: Nur die Blätter der Pflanze sind genießbar, und sie dürfen nur vor der Blüte geerntet werden! Während der Blütezeit steigt der Gehalt eines schleimhautreizenden Giftstoffes in der Pflanze stark an. Deshalb sollten die Blätter ab diesem Zeitpunkt nicht mehr verzehrt werden.

(Foto: L. Richter / HessenForst)

Dafür profitieren andere Lebewesen mit Beginn der Blütezeit vom Scharbockskraut: Für Bienen und andere Insekten ist Scharbockskraut eine wichtige Futterpflanze!

Die gesunden und Vitamin C-reichen Blätter des Scharbockskrautes lassen sich ganz unterschiedlich genießen, z.B. als Brotbeilage oder Aufstrich, im Salat oder im Kräuterquark. Hier stellen wir Ihnen einen Smoothie vor, der blutreinigend wirkt und die Frühjahrsmüdigkeit vertreiben soll. Viel Spaß beim Sammeln, Zubereiten und Genießen!

Langener Waldpost Nr. 9: Historische Waldnutzung – die Köhlerei

26.01.2021

In früheren Jahren gab es bereits die „Langener Waldpost“ mit spannenden Informationen aus dem Forstamt Langen. Diese schöne Tradition der Wissensvermittlung greifen wir in digitaler Form wieder auf. Deshalb finden Sie hier in lockerer Reihenfolge Beiträge zu unterschiedlichen Themen rund um unseren Wald.

Historische Waldnutzung – die Köhlerei

MEHR ENERGIE MIT HOLZKOHLE

Quelle: Forstmuseum „Alte Fasanerie“, Klein-Auheim

Holzkohle wurde früher überall dort benötigt, wo man besonders hohe Temperaturen zum Schmelzen und Schmieden brauchte z.B. in Eisen- und Glashütten. Auch das geringe Transportgewicht war von Vorteil. Holzkohle entsteht durch Erhitzen von Holz unter Luftabschluss. In der Mitte des Kohlenmeilers befand sich ein hohler Feuerschacht, um den die Holzscheite kreisförmig angelegt wurden. Eine Haube aus dürrem Holz bildete die oberste Schicht des Meilers. Um beim Verkohlungsprozess Luftzutritt auszuschließen, deckte der Köhler den Meiler mit Gras, Laub und Erde ab. Beim Abbrennen des Meilers mussten die Köhler immer vor Ort sein, damit der Brand unter Kontrolle blieb und die Ausbeute möglichst hoch ausfiel. Im Durchschnitt betrug die Kohlenausbeute etwa 20 % des Holzgewichtes. Durch die Konkurrenz der Steinkohle verlor die Köhlerei bereits im 19. Jahrhundert stark an Bedeutung.