Renaturierung des Stippbachs in der Hörre

01.03.2021

Zahlreiche wertgebende Vogelarten des VSG sind keine reinen Waldarten, sondern zumindest teilweise angewiesen auf Halb-/Offenland vor allem als Nahrungshabitat. Als Leitart gilt hierbei der Schwarzstorch, der die Hörre bereits als Nahrungsgast regelmäßig aufsucht, sich hier jedoch noch nicht als Brutvogel etabliert hat. Das die südliche Hörre durchschneidende Tal des Stippbachs ist der größte von nur wenigen Offenlandbereichen in der ausgedehnten, geschlossenen Waldfläche der Hörre. In den Bachtälern sammeln sich die aus der Hörre abfließenden Niederschläge, so daß sich dort frisches bis feuchtes, z. T. auch nasses Grünland entwickelt hat. Das Wasser wird auch in mehreren Fischteichen aufgestaut. Naturnähere Wasserflächen der Bachaue, die sich nur zeitweise, nach längeren Niederschlägen oder zur Schneeschmelze ausbilden und deshalb keinen Fischbesatz haben, sind jedoch selten bis gar nicht vorhanden. Genau diese sind aber besonders für Amphibien und andere kleine wassergebundene Tierarten geeignet und stellen daher auch für die o. g. Vogelarten bevorzugte Nahrungshabitate dar. Daher sieht der Pflege- und Entwicklungsplan des VSG für den Stippbach (und weitere Bachtäler) vor, Flachwasserteiche und Hochflutmulden zur Wiedervernässung anzulegen. Gleichzeitig wird so Wasser länger in der Fläche zurückgehalten, wodurch extreme Schwankungen der Abflußmengen gemildert, Kaltluftbildung gefördert und der Wald gegenüber Dürre und Hitze gestärkt wird. Am Stippbach wurde jetzt in einer Brachfläche mit randlichem Auwald eine solche Hochflutmulde gebaut. Sie ist vielfältig gegliedert mit unterschiedlichen Querschnitten, Verzweigungen, an manchen Stellen etwas tiefer ausgekolkt, mit Natursteinen und Totholz aus dem Bestand angereichert. Die Wiederbesiedlung durch standorttypische Pflanzen wird durch Aussaat eingeleitet.

Wir laden Sie, die interessierten Bürger, ein zu beobachten, wie sich das Schutzgebiet mit seiner typischen Tier- und Pflanzenwelt weiterentwickelt, bitten Sie aber darum, Störungen im unmittelbaren Umfeld zu vermeiden, damit sich der gewünschte Effekt einstellt.

Hochflutmulde
(Foto: J. Volkmar / HessenForst) – Hochflutmulde am Stippbach