Fagus silvatica – unsere Buche ist Baum des Jahres 2022

23.03.2022

Die Buche ist in Hessen allgegenwärtig. So sehr, dass sie selbstverständlicher Teil unserer täglichen Arbeit ist. Dabei vergisst man gelegentlich, dass die Rotbuche weltweit einzigartig ist. Sie existiert nur in Europa, die vergleichsweise artenarmen Buchenwaldgesellschaften kommen weltweit nur bei uns vor. Der Siegeszug der Rotbuche begann vor ca. 12.000 Jahren nach der letzten Eiszeit. Nur ein kleines Restvorkommen hatte in Südeuropa überlebt. Von dort aus breitete und breitet sich die Buche nach Norden aus. Die Wiederbesiedlung von weiten Teilen eines ganzen Kontinentes ist beispiellos.  

(Foto: M. Mahrenholz / HessenForst)


Unzertrennlich – die Buche und der Siebenschläfer

Buchenwaldökosysteme sind durch den Wechsel von Mastjahren und Jahren mit wenig ohne keiner Fruchtproduktion gekennzeichnet. Der Siebenschläfer ist als Samenfresser hervorragend an diese Situation angepasst und stimmt seine Reproduktion auf die Mastjahre ab. Man nimmt an, dass er bereits im Frühjahr anhand der Blütenstände erkenn kann, ob eine Mast im Herbst bevorsteht. Dies erklärt, warum der Bilch in Bezug auf seine verhältnismäßig lange Lebenszeit von bis zu 12 Jahren nur eine überschaubare Anzahl an Jungtieren großzieht.

Die Buche und ihre Rinde  

Die Epidermis, das primäre Abschlussgewebe eines Baumes wächst beiden meisten Bäumen nicht mit, wenn sie größer werden. Unter der Epidermis bildet sich ein zweites Abschlussgewebe, das Phellogen. Es bleibt das ganze Baumleben lang aktiv und produziert Korkzellen nach außen. Bei den meisten Bäumen reißt durch das Dickenwachstum das Phellogen auf und stirbt ab, darunter entsteht eine neue teilungsaktive Schicht. Die abgestorbenen Zellen bilden eine mehr oder weniger dicke Borke. Die Buche hingegen behält ihr Leben lang ein und dasselbe Phellogen. Deshalb ist der Stamm der Buche glatt und hat keine Risse, wie beispielsweise eine Eiche.

(Foto: Alex Emanuel Koch)

Die Buche und unsere Sprache  

Das Wort Buchen leitet sich direkt von der Buche ab. Den Germanen diente ihr Holz als Schreibtafel, später wurden Pergamentblätter zwischen Buchendeckel gelegt. Ob der „Buch-Stabe“ seinen Ursprung im alten Germanien hatte, wo man Runen auf Buchenstäbe schnitzte und als Orakel nutze, ist heute wissenschaftlich allerdings umstritten. Gutenberg nutzte zu Beginn Buchenholzlettern für seine Druckerpresse.  

Die Buche – ein Multitalent  

Innenaus- und Möbelbau, Konstruktionsholz, Holzwerkstoffe wie Spanplatten, Brennholz und Holzkohle werden aus Buchenholz hergestellt. Auch Zellstoff zum Beispiel für die Papierherstellung, Viskosefasern und Nebenprodukte wie Vanilleersatz, Essigsäure, Waschmittelkomponenten und Grundstoffe für Biokunststoff können aus der heimischen Buche gewonnen werden.

(Foto: L. Richter / HessenForst)