Beobachtungen aus dem Wald

Es ist ruhiger geworden im Wald zwischen Engenhahn und Eschenhahn im Taunus. Ruhiger im Vergleich zum ausgehenden Winter bzw. beginnenden Frühjahr.

Zu dieser Zeit nämlich konnte man regelmäßig zwei alte und normalerweise scheue Kolkraben beim Spaziergang an einem ganz bestimmten Erdweg im Taunus über den Baumkronen fliegend beobachten. Beide Vögel fühlten sich offenbar durch den Spaziergänger irgendwie gestört, vor allem wenn zusätzlich ein kleiner Hund Gassi geführt wurde. Die Vögel versuchten lautstark auf sich aufmerksam zu machen und überflogen die mächtigen Baumkronen der 150 jährigen noch blätterlosen Bäume. Vermutlich wollten sie von einem Horst ablenken, den sie offenbar für die Brut ausgesucht hatten. Der kundige Spaziergänger hatte diesen jedoch längst hoch oben in der Krone einer Buche auf einem starken Seitenast ausfindig gemacht.

Er prägte sich den Horstbaum genau ein, um den Erdweg in einer Woche nochmals abzugehen. Und richtig: beim vorsichtigen Gassi gehen mit Hund und den Horst immer im Auge behaltend, flog einer der Kolkraben tatsächlich vom Nest. Das lautstarke Verwirrspiel und die Ablenkungsflugmanöver der Vorwoche wiederholten sich. Also hieß es für den Spaziergänger mit Hund: nichts wie weg hier und den scheuen Raben Ruhe gönnen!

Mittlerweile sind die Blätter der alten Buchen längst ausgetrieben. Der Horst ist kaum noch zu finden und auch die Raben sind stumm. Es gibt keine lautstarken Überflüge mehr. Entweder die scheuen Raben versuchen nun so, ihre Küken zu verbergen oder die Brut ist missglückt. Letzteres passiert leider gar nicht so selten, weil das Brutrevier doch zu nah an möglichen Störquellen (z.B. Wanderwegen) ausgewählt wurde oder weil die Jungvögel Beutegreifern (z.B. Habicht, Baummarder) zum Opfer gefallen sind.

Leider kann die geschilderte Beobachtung unter ornithologischen Aspekten nicht als Brutnachweis sondern nur als Brutverdacht eingestuft werden. Aber immerhin: die scheuen Kolkraben sind nach Jahrzehnte langer Abwesenheit wieder häufiger im Taunus zu beobachten und vielleicht gelingt der Brutnachweis in diesem Beobachtungsgebiet im nächsten Jahr!

Allgemeines

Der Kolkrabe (Corvus corax) ist der größte Singvogel der Welt und der größte Rabenvogel Europas. Er ist größer als ein Mäusebussard. Sein Gefieder ist einfarbig schwarz und glänzt im Alterskleid grün- bzw. blauviolett.

Lebensraum

Kolkraben sind sehr anpassungsfähig. Sie leben im Hochgebirge, Wäldern und halboffenen Landschaften.

Nahrung

Der Kolkrabe ist ein Allesfresser. Tierische Nahrungsbestandteile überwiegen jedoch. Er nimmt auch Aas.

Brutverhalten

Als Standvogel bleibt das Paar, das in monogamer Dauerehe lebt,  auch im Winter in seinem Revier.

Verhältnis Kolkrabe-Mensch

Der Mensch war lange Zeit sein Hauptfeind. Die Raben wurde gnadenlos verfolgt. Mittlerweile haben sich die Kolkrabenvorkommen erholt. In Literatur, Dichtung, Mythen und Sagen ist das Verhältnis Rabe-Mensch zwiespältig: Einerseits werden die Vögel als Unglücksboten anderseits als Berater und Helfer beschrieben.